Herbsttagung 2022
Text: Thilo Hanold
Fotos: Thilo Hanold
„Arterhaltung und ein Ausflug nach Westafrika“ -
Die Herbsttagung 2022 des AK Großcichliden
Die diesjährige Herbsttagung des AK Großcichliden fand in der Zeit vom 23. bis 25.09.2022 in Oberlichtenau bei Dresden statt, nach einigen Wochen intensiver Vorbereitung und bei schon recht herbstlichen Temperaturen und kalten Nächten. Für unsere Freunde der subtropischen Cichliden war die Outdoor-Saison überwiegend bereits wieder vorbei und die tropischen Fische rückten auf dieser Veranstaltung wieder stärker in den Focus als das bei der Frühjahrstagung der Fall war. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten, es ist gut möglich, dass Cichliden subtropischer Herkunft im Hobby weiter an Bedeutung gewinnen, nicht zuletzt aufgrund der Entwicklung der Preise für Energie.
Nach kulinarischer Stärkung mit Gegrilltem und entsprechenden Getränken ging es am Freitagabend pünktlich mit dem Programm los. Der erste Vortragsabend stand ganz im Zeichen der westafrikanischen Buntbarsche. Die offizielle Eröffnung der Tagung oblag dieses Mal mir, mit einem kurzen Vortrag über die roten Cichliden Westafrikas, die derzeit (noch) der Gattung Hemichromis zugeordnet sind. Bei der Vorbereitung meines Vortrages und beim Schreiben dieses Berichtes fiel mir auf, dass das Angebot im Handel recht übersichtlich geworden zu sein scheint. Wer erinnert sich beispielsweise noch an die kleinen Buntbarsche, die als Hemichromis spec. „Zaire“ bezeichnet wurden? Dieser Cichlide scheint im Hobby verschwunden oder zumindest sehr schwer erhältlich zu sein. Anschließend stand der erste Vortrag unseres Gastreferenten, Dr. Anton Lamboj, auf dem Programm: „Schöne Maulbrüter aus Westafrika – die Arten der Gattung Benitochromis“. Anton stellte die einzelnen Arten der Gattung sowie verschiedene Lokalformen vor, sein umfassendes Fachwissen wie auch seine eigene Begeisterung und Leidenschaft für diese Fische machten diesen Vortrag zu einem ersten Highlight der Tagung.
Am Samstagmorgen fand nach ausgiebigem Frühstück unsere Mitgliederversammlung statt, bei der die halbjährlichen Neuigkeiten mitgeteilt und besprochen wurden. Einige Themen waren: die Finanzen des AKG, unsere Fischbestandsliste und bereits erste mögliche Programmpunkte für die nächste Tagung. Im Anschluss präsentierte uns Thomas Krause seinen Film „Nicht nur der Koi´s wegen, Japan 2019 mit JBL“. Zu sehen gab es so einiges: Land und Leute, faszinierende Unterwasseraufnahmen, ganz viele Fische, natürlich auch Koi. Ein schöner Film, mit fachkundigen Anmerkungen von Thomas über seine Reise und vielen Hintergrundinformationen über das Land Japan.
Im Anschluss ging es direkt zum Mittagessen, traditionell im Lindengasthof Oberlichtenau. Nach kulinarischer Stärkung ging es dann weiter mit dem zweiten Vortrag unseres Gastreferenten Dr. Anton Lamboj mit dem Titel „Sierra Leone: Cichliden und Einiges mehr“. Anton stellte das westafrikanische Land, seine Menschen und die dort heimische Flora und Fauna in einem kurzweiligen und hochinteressanten Vortrag vor. Natürlich gab es wieder eine Menge Cichliden zu sehen, mit ausführlichen, ergänzenden Informationen zu ihrem natürlichen Habitat und ihrem Verhalten in der Natur. Auch wissenschaftliche Aspekte kamen nicht zu kurz. Große Aquarien aus Holz? Die gibt es tatsächlich und es funktioniert: Stefan Steinbrecher-Betge stellte uns sein ungewöhnliches und rundum gelungenes Projekt vor, von der Materialauswahl über Transport und Aufbau bis hin zu Einrichtung und Fischbesatz. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und Stefan hatte noch den einen oder anderen Tipp parat, damit ein Projekt dieser Art erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Vorträge von Roland Rietsch sind immer besonders. Neben langjährigen und umfangreichen Erfahrungen bei der Haltung und Zucht auch komplizierter Arten, die er immer gern teilt, verfügt Roland über einen eigenen Humor, der seinen Vorträgen immer einen hohen Unterhaltungswert verleiht. Und so wurde sein Reisebericht „Bis zu den Wasserfällen Caño Bocón und seinen Zuflüssen“ erwartungsgemäß auch wieder um einige Anekdoten in Wort und Bild erweitert. Sehr schön. Damit waren wir fast schon wieder am Ende der Tagung angelangt, zumindest, was das offizielle Programm betraf. Der letzte Vortrag des Tages kam von Carsten Weile, der bei uns die Arterhaltung koordiniert. Carsten referierte über „Die Rote Liste der IUCN und warum immer mehr Cichliden darauf stehen“ und lieferte professionell aufbereitete Informationen. Unter anderem erläuterte er ungeschönt Ursachen und Hintergründe für die Situation in den jeweiligen Herkunftsländern unserer Cichliden. Wir konnten erfahren, dass die Hauptbedrohungen in erster Linie in den Bereichen Landwirtschaft, Abholzung, Bergbau, Abwasser und dem Anlegen von Staudämmen zu verorten sind, verschärft wird das alles noch durch die nicht immer stabile wirtschaftliche und politische Situation vor Ort. Nach einem leckeren Abendessen vom Rost wurde wieder bis spät in die Nacht gefachsimpelt und auch ein wenig gefeiert. Unsere Fische, ihre Ernährung, die Erkennung und fachgerechte Behandlung von Krankheiten waren ebenso Themen wie Natur- und Biotopschutz. Die Arterhaltung wird weiter ein zentrales Zukunftsthema sein, auch für uns. Unsere eigene Liste der Arten, um die wir uns besonders kümmern wollen, ist wieder etwas länger geworden. Wir sammeln Erfahrungen und gewinnen ständig Erkenntnisse hinzu, wie man Arten, Lokalformen und Aquarienstämme über einen längeren Zeitraum hinweg im aquaristischen Bestand stabilisieren und sichern kann. Diesbezügliche Vorhaben und Ideen werden ständig weiterentwickelt, auch dank des Engagements von Carsten.
Nachzuchten wurden natürlich auch wieder getauscht. Unsere Tauschecke sieht inzwischen immer mehr aus wie ein kleiner Aquaristikbereich eines Zoofachgeschäftes. Besonderer Dank geht an Ronny Kubitz, der unsere kleine Anlage um einige weitere Aquarien und dem dazu passenden Gestell erweitert hat.
Am Sonntag wurde noch gemeinsam gefrühstückt, danach stand nur noch Aufräumen und Abreise auf dem Programm. Wir konnten 22 Mitglieder unseres Arbeitskreises am Tagungswochenende begrüßen. Darüber hinaus nahmen 3 Gäste und ein Referent an der Veranstaltung teil. Wir können wieder auf eine schöne Tagung zurückblicken und danken allen, die dabei waren, im Besonderen an dieser Stelle noch einmal unserem Gastreferenten Anton Lamboj, nicht nur für die zwei tollen Vorträge.